70 Jahre deutsche Meisterschaft

70 Jahre deutsche Meisterschaft

Am 12.03.1952 schrieb der EV Krefeld Geschichte und wurde überraschend deutscher Meister. Nicht nur der KEV ist stolz auf seine Tradition und lange Geschichte. Auch Michael Sender von hockeyweb.de verfolgt die Krefelder Eishockeygeschichte und ist überzeugt, man könne die Spieler von damals nicht oft genug ehren. Leider seien nicht mehr viele Spieler der damaligen Mannschaft verblieben und gerade deshalb sei es wichtig, Spieler wie Hans Werner Münstermann noch einmal die Geschichte erzählen zu lassen. Sender führte daher ein Interview mit dem Meisterspieler und Sohn des EV Krefeld-Gründers, Willi Münstermann. Zudem recherchierte er den originalen Zeitungsartikel vom 13.03.1952 zur ersten deutschen Meisterschaft des EV Krefeld. Das Meisterfoto von 1952 wurde extra von Ralf Konecki (Sohn des ehemaligen Meister-Spielertrainers Erich Konecki) freigegeben. Der KEV bedankt sich für die tolle Arbeit von Michael Sender und ehrt seine Helden von 1952.

Interview-Quelle: hockeyweb.de

Percy Peltzer, Schorsch Pescher, Heinz Dohr und eben Hans-Werner Münstermann wurden am Wochenende beim DEL-Duell der Pinguine zwischen Krefeld und Bremerhaven geehrt: Vor genau 70 Jahren gewann der KEV im Entscheidungsspiel gegen Riessersee mit 6:4 und holte den Titel. Hockeyweb-Mitarbeiter Michael Sender sprach mit dem 90-jährigen Hans Werner Münstermann über den damaligen Erfolg und die Erinnerungen daran.

Herr Münstermann, wie geht es Ihnen?

Hans-Werner Münstermann: Mir geht es normal. Ich bin ja nun schon einige Jahre nicht mehr berufstätig. Jetzt genieße ich den Ruhestand. Früher habe ich ein Planungsbüro für Architektur- und Ingenieurswesen betrieben in Krefeld. Da habe ich große Lagerhäuser sowie Supermärkte geplant und gebaut. Diese Zeit ist vorbei, es ist nun viel ruhiger.

Neben ihrem Beruf haben Sie auch äußerst erfolgreich Eishockey gespielt. 1952 sind Sie mit dem KEV Deutscher Meister geworden. Welche Erinnerungen hegen Sie an diesen historischen Moment?

Münstermann: Das war ein wunderschöner Moment in meinem Leben. Wir hatten eine junge Mannschaft und haben uns gegen die Favoriten durchgesetzt. Der Erfolg hatte natürlich eine Vorgeschichte: Nach dem Krieg hat mein Vater Willi Münstermann den Eishockeysport in Krefeld strukturell ausgebaut. Beim KEV hatten wir durch die Wiederinbetriebnahme der Eishalle eine sehr gute Jugendarbeit und sind 1947 und 1948 zweimal Deutscher Jugendmeister geworden. Während des Krieges hatte die deutsche Regierung ja den Betrieb der Eishalle verboten – die Energie sollte eingespart und anderweitig genutzt werden.

Nach dem Krieg nahm der Eishockeysport so richtig Fahrt auf in Krefeld…

Münstermann: Die Erfolge im Nachwuchs waren der Grundstein für den späteren Erfolg im Seniorenbereich. Wir hatten sehr gute Spieler aus den eigenen Reihen und waren so gut bestückt, dass wir zwei Mannschaften stellen konnten. Es war aber nicht erlaubt, zwei Mannschaften erstklassig ins Rennen zu schicken. Mein Vater hat dann eine Eishockeyabteilung beim KTSV Preußen Krefeld in die Wege geleitet. Preußen hatte damals über 3000 Mitglieder, war also ein Großverein. Dort konnte 1951 die erste Deutsche Meisterschaft in Krefeld gefeiert werden.

Sie waren während dieser Zeit beim KEV. Wie erklären Sie sich den Erfolg von 1952? Was zeichnete die Mannschaft von damals aus?

Münstermann: Die Jugendmeisterschaften hatten uns entsprechendes Selbstbewusstsein gebracht. Wir waren erfolgshungrig und wussten, dass wir Großes erreichen können. Wir kannten uns alle sehr gut und waren eingespielt. Das Mannschaftsgefüge stimmte und das konnten wir schließlich auf dem Eis zeigen.

Am 12. März 1952 gab es das Entscheidungsspiel zwischen dem KEV und dem SC Riessersee. Sie haben in diesem Endspiel den zwischenzeitlichen 4:3-Führungstreffer geschossen.

Münstermann: Ja, wir waren mit Riessersee punktgleich. Das Entscheidungsspiel fand dann in Mannheim auf neutralem Boden statt. Das hatte der Verband so bestimmt. Es war ein enges und unglaublich spannendes Endspiel. Es stand lange unentschieden. Im letzten Drittel haben wir die entscheidenden Tore gemacht.

Wie haben Sie die Meisterschaft gefeiert?

Münstermann: Es war ja schon spät am Abend nach Spielschluss. Wir haben die erste Nacht im Mannheimer Hotel improvisiert und gefeiert. Am Tag darauf ging es weiter ins nahe gelegene Bad Dürkheim. Dort haben wir es uns im Spielkasino bis weit nach Mitternacht gutgehen lassen.

Haben Sie damals mit dem Eishockeyspiel Geld verdient?

Münstermann: Oh nein, das war verboten. Wir waren alle Amateurspieler. Wenn man in irgendeiner Weise Geld mit dem Sport verdiente, wurde man auf Lebenszeit gesperrt. Dieses Risiko ist keiner von uns eingegangen.

Der Eishockeysport hat Sie schon früh fasziniert. Erzählen Sie uns von ihren Anfängen…

Münstermann: Die Begeisterung kam durch meinen Vater Willi. Er hat mir das in die Wiege gelegt. Ich weiß noch, dass es damals keine Eishockeyschlittschuhe in meiner Größe gab, also fing ich mit Eiskunstlaufschuhen an. Unsere damalige erste Mannschaft bestand nur aus Kanadiern, sie bekamen den Spitznamen „German Canadians“. Die kanadischen Spieler haben mir zu Weihnachten einmal Schlittschuhe in Größe 36 von ihrer Heimreise mitgebracht. Eine tolle Geste war das. Solche Schlittschuhe gab es damals in Mitteleuropa nicht zu kaufen.

Verfolgen Sie das aktuelle Eishockeygeschehen noch?

Münstermann: Ja sicher verfolge ich noch, was im Eishockey passiert. Leider steht die Krefelder Profiabteilung momentan sehr schlecht da. Ich hoffe, dass sich das schnell bessert und zumindest der Abstieg vermieden werden kann. Eine andere Sache ist die Nachwuchsarbeit. Die ist schon immer vorbildlich und im ganzen Land angesehen. Das gibt mir auch Hoffnung für die Pinguine. Zu meiner aktiven Zeit hatten wir in Krefeld sehr viele Nationalspieler aus unseren Reihen. Es wäre schön, wenn wieder mehr Krefelder Jungs zu den Leistungsträgern bei den Senioren gehören.

 

Originalbericht vom 13. März 1952 / Verfasser: H. Schneekloth

 

Zum ersten Male Eishockey-Meister: EV Krefeld

Die elanvoller spielenden „Münstermann-Buben“ hatten Glück und – die bessere Kondition Entscheidung fiel erst in den letzten Minuten / Krefelder EV – SC Rießersee 6:4 (2:2, 1:1, 3:1)

Das Entscheidungsspiel um die deutsche Eishockeymeisterschaft gestern abend im Mannheimer Eisstadion war eine heiße, spannungsgeladene „Schlacht“, die die jungen Talente um den großen Könner Schmiedinger aus Krefeld nicht unverdient gegen die erfahrenen Routiniers des SC Rießersee gewannen. Es war ein Sieg der elanvoller spielenden Jugend, die in den entscheidenden Minuten des Treffens über die bessere Kondition verfügte. Getragen wurde das Spiel des neuen Meisters in erster Linie von dem glänzenden ersten Sturm Scholten, Schmiedinger und Konecki, sowie den Verteidigern Guttowski und Bierschel. Die überragenden Kräfte bei Altmeister Rießersee waren Karlie Wild, Tonie Biersack und die beiden Sturmführer Poltsch und Stern. Das Gesamtniveau des Spiels stand, wie dies bei Meisterschaftskämpfen oft der Fall ist, nicht auf überragender und völlig überzeugender Stufe.

Rund 9000 erwartungsfrohe Zuschauer, unter ihnen die Spitzen des Bayerischen, des Nordrhein-Westfälischen und des Deutschen Eislauf-Verbandes, und ein spiegelglattes Eisparkett, das allerdings durch den miteingefrorenen BASF-Ruß ein klein wenig stumpf war – das war der Rahmen dieses Endspiels um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft. Auf den Rängen sah man, während sich die Teams einspielten, einige hundert „Leuteln“ mit Rasierpinsel am grünen „Jagerhut“, sowie einige hundert unverfälschten „kölschen“ Dialekt sprechende Schlachtenbummler.

Nachdem Fußball-Idol Fritz Walter und Eishockey Alt-Internationaler „Justaf“ Jänicke, den Mannschaften Begrüßungs-Blumensträuße überreicht hatten, stellten sie sich in den angekündigten Besetzungen Schiedsrichter Leineweber (Füssen) und Tschaeppeler (Köln).

Erstes Drittel unentschieden

Nach vorsichtigem Abtasten trug Alt-Internationaler Schmiedinger, der Führer des ersten Krefelder Sturmes, dem ersten gefährlichen Angriff vor. Im nächsten Anlauf wird der Schuß abgewehrt, Nachschuß Konecki:

1:0. Rießersee zieht jetzt an. Biersack stürmt aus der Verteidigung mit, aber seine und Sterns Fernschüsse klärt National-Torhüter Jansen mit Bravour. Immer wieder trägt der erste, großartig operierende KEV-Sturm seine Angriffe vor. Mit langen Schritten laufen sie ein und entfalten dann im gegnerischen Drittel blitzschnell ihre einfallsreichen, verwirrenden Kombinationen.

Während der zweite, schwächere Sturm des KEV auf dem Eis steht, gelingt Biersack ein Alleingang. In letzter Sekunde setzt er Lang I (???)Und schon eine Minute später ist Torjäger Poitsch instinktsicher zur Stelle, um eine Biersack-Vorlage mit überlegenem Schuß zum 2:1 für die Bayern zu verwerten.

Leerlauf im Spiel… Dann aber fängt sich der KEV wieder und es ist Konecki, der nach herrlichen Kampfszenen vor dem Bayern-Tor, vor dem Karli Wild und Toni Biersack wie Felsen in der Brandung stehen, das 2:2, das das Kräfteverhältnis des ersten Drittels gerecht ausdrückt, einschießen kann.

Zweites Drittel ebenfalls remis

Nach verteiltem Spiel gelangen den Blau-Weißen drei gefährliche Angriffsaktionen, bei deren abschließenden Torschüssen Torhüter Jansen – obwohl er nicht immer ganz sicher wirkte – erneut sein Talent unter Beweis stellen konnte. Beim KEV zeichneten sich nun Verteidiger Bierschel und Gutkowski aus, die mitstürmten. Einen herrlichen Bierschel-Paß konnte Schmiedinger aufnehmen. Hart bedrängt, schoß er an dem sichtbehinderten Alt-Internationalen Hoffmann vorbei, unhaltbar zum

3:2 ein. Ein Alleingang Biersack – der übrigens fast nie ausgewechselt wurde und dem gesamten Treffen phasenweise eindeutig den Stempel seiner Spielerpersönlichkeit aufdrückte – ein Alleingang dieses verhinderten Oslo-Fahrers, brachte den erneuten Ausgleich. Das Spiel flaute gegen Ende des zweiten Drittels ein wenig ab.

Entscheidung im 3. Drittel

Nervöser als zu Beginn des Spiels gingen die Akteure in das letzte, entscheidende Drittel. Würde es eine Verlängerung geben? Es sah nicht so aus, als Münstermannim Alleingang das vielumjubelte 4:3 für den KEV schoß. Aber wenig später gelang es Poitsch und Endreß gemeinsam über den liegenden Jansen hinweg den Ausgleichstreffer ins Krefelder Netz zu schaufeln. Wilde Angriffsaktionen und Kampfgetümmel vor beiden Toren folgtem dem 4:4. Das Stadion glich nun einem Hexenkessel. „Rießersee, Rießersee!“ tönte es vieltausendstimmig auf, und „Krefeld! Krefeld!“ kam das Echo verstärkt zurück.

Das ganz große Teamwork fehlte nun fast völlig. Beide Mannschaften wollten in gewaltsamen Einzeldurchbrüchen den Sieg erzwingen. Die noch harmonischer wirkenden Krefelder waren die Glücklicheren und in dieser entscheidenden Spielphase auch die Überlegenen. Pescher erwischte einen Gutkowski-Paß, umspielte Tormann Hoffmann und schoß das 5:4. Und wenig später war es erneut Schmiedinger, der – während sich Kanone Biersack verletzt und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Eis wälzte – die jungen Krefelder 6:4 in Führung brachte.

Die letzten Minuten standen eindeutig im Zeichen des KEV. Einen gegen Rießersee verhängten Penalty „11m“ des Eishockey) vllstreckte Schmiedinger, doch Hoffmann hielt den Strafschuß. Bis zum Abpfiff sah es mehr nach Nummer 7 für den KEV als dem Anschlußtreffer des SCR aus.

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